Ultimativer Guide: So wählst du das ideale Lernformat für deine Herausforderung

Coach, Berater, Workshop, Seminar… alles das gleiche? Was bekomme ich wo? Man greift nach einem Format, aber ist es das richtige für die Arbeit, die wirklich getan werden muss?

Die Herausforderung ist: Diese Begriffe sind oft nur allgemeine Etiketten. In der Werkstatt des echten Lebens, in einem Team, in einem Projekt, in deiner eigenen Entwicklung, verschwimmen die Ränder. Ein Hammer kann eben auch als Hebel dienen. Es geht halt nicht nur um das Werkzeug, es geht um die Wirkung im System.

Ich versuche diese Unterschiede hier einmal allgemein Verständlich aufzuschlüsseln.

Blick auf die Lernformate

Es lohnt sich einen Blick auf die Formate in der Erwachsenenbildung zu schauen. Alles sind irgendwie Fortbildungen, dennoch unterscheiden sich die Ziele und der Fokus.

Unterschied zwischen Seminar und Vortrag.

Ein Vortrag gießt Wissen konzentriert über dich aus. Es ist ein Funke, eine Inspiration, einseitig und klar. Aufmerksames zuhören und Notizen machen, kann helfen das Wissen aufzunehmen und zu verinnerlichen.

Ein Seminar ist anders. Es ist ein gemeinsames Zerlegen einer Herausforderung. Du bist nicht nur Konsument, du bist Teil des Prozesses. Der eigentliche Wert liegt oft nicht im “Input”, sondern im gemeinsamen Ringen, im Dialog um das Verständnis. Fragen sind hier Key!

Training und / oder Workshop

Im übertragenen Sinne ist ein Training ist wie ein Fitnessstudio für eine Fähigkeit. Du gehst hin, um einen Muskel zu stählen, wie z.b. eine Software, Rhetorik, eine Methode. Es zielt auf die Stärkung deiner individuelle Kompetenz ab.

Ein Workshop hingegen ist eher das Arbeiten am System selbst. Ihr kommt zusammen, weil es ein gemeinsames Thema / Konflikt gibt. Ihr wollt nicht nur lernen, ihr wollt etwas (um)bauen, schaffen, eine Blockade im Team lösen oder einen neuen Prozess entwerfen. Ein guter Workshop verändert nicht nur den Einzelnen, er verändert die Art, wie die Gruppe danach zusammenarbeitet.

Unterscheidung Webinar vs. E-Learning

Ein Webinar ist sozusagen eine Live-Übertragung eines Seminars. Es schafft einen gemeinsamen Puls, einen Moment der Synchronität, auch wenn alle getrennt an Computern sitzen.

ELearning hingegen ist eine gefüllte Konserve, jederzeit verfügbares Wissen. Maximale Flexibilität über die Lernzeiten, aber du bist allein mit dem Inhalt. Die Wahl zwischen den beiden Online-Ansätzen ist eine Entscheidung darüber, ob du Gleichzeitigkeit (und damit eine Art von Energie) oder zeitliche Souveränität und selbstverantwortliches Lernen priorisierst.

Die großen Bühnen

Die Tagung ist das kurierte Menü wie in einem Sternerestaurant. Experten haben Gänge für dich vorbereitet und servieren Trainings, Serminare oder Vorträge in einer fest definierten Agenda.

Das Barcamp hingegen ****ist wie ein gemeinsamer Kochabend, bei dem alle ihre Zutaten mitbringen und anderen etwas beibringen. Es ist mehr als nur ein Format; es ist oft eine bewusste Intervention. Starre Hierarchien werden aufgelöst und eine Einladung, die Verantwortung für die Agenda an die Teilnehmenden zurückzugeben, wird ausgesprochen.

Die Rollen: Wer ist dein Kompass (und wofür)?

Eben so wichtig wie das Format sind die Mensch die Vorne stehen und die Gruppe befähigen. Aber auch hier trügen die Etiketten. Niemand ist nur das eine. Die Realität ist hybrid, und die wichtigste Frage ist: Welche Haltung verbirgt sich hinter der Rolle?

Berater:in vs. Coach.

Die reine Lehre sagt: Die Berater:in ist Expertin, schaut sich deinen Kontext an und gibt dir die Landkarte mit besten Wegen. Sie transferiert ihre eigene Erfahrungen / Lösungen zu dir, auch wenn es dazu kommen kann, dass diese gar nicht zu dir passen. Die Realität? Eine guter Beraterin, die merkt, dass ihr “genialer Plan” am Widerstand des Teams scheitert, wird klugerweise in eine coachende Haltung wechseln. Sie wird idealerweise Fragen stellen.

Der Coach entzündet deine Fackel, läuft neben dir her und stellt Fragen, damit du deinen eigenen, für dich passenden Weg findest. Es wird frei gelegt, was in dir (zum jetzigen Zeitpunkt möglich) ist. Ein Coach, der merkt, dass sein Coachee im Labyrinth vor einer Wand steht, weil entscheidende (objektive) Information fehlen, wird vielleicht kurz und transparent die Rolle wechseln und Impuls anbieten um neue ANsätze zu aktivieren.

Der wahre Unterschied finde ich liegt in der Verantwortung für einen Lernerfolg: Du bist Expertin in deinem eigenen System und entscheidest was funktioniert und was nicht.

Mentor:in

Eine Mentorin ist eine erfahrene Person, die idealerweise Erfahrung im selben Kontext wie du hat und war schon länger in diesem verweilt. Sie teilt ihre persönliche Geschichte und sagt: “Pass auf, an dieser Kreuzung bin ich gestolpert.” Sie gibt subjektiven Rat, basierend auf Ihrer Erfahrung in dem Umfeld. Sie ist weniger neutral als ein Coach, aber oft ein wichtiger Begleiterin in einem System (z.B. in der Firma, Abteilung, Team).

Moderation vs. Facilitation

Schauen wir auf die Prozess-Hüter:innen. Eine Moderator:in ist neutrale. Sie sorgt dafür, dass alle Redebeiträge fair durchkommen und leitet einen Dialog an.

Eine Facilitator:in (ein Ermöglicher:in) schafft Lernräume. Sie gestaltet den Prozess aktiv, baut kreative Methoden oder strukturierte Phasen ein, damit die ganze Gruppe das gesetzte Ziel erreicht. Sie greift bewusst in die Art und Weise ein, wie die Gruppe arbeitet, aber nicht was sie entscheidet.

Und die Trainer:in?

In der Praxis ist ein gute Trainer:in immer beides: Inhaltsexpert:in (wie Dozenten, die Theorie erklärt) und ist Prozess-Gestalter:in (wie der Facilitator:in), damit die Gruppe das Wissen auch anwenden und üben kann.

Um so wichtiger empfinde ich, dass Trainings nicht aus der Retorte kommen sollten, sondern auf Grund einer guten Auftragsklärung sich auch an die Kompetenzen der Gruppe anpassen sollte.

Der Kern der Sache: Zwei Fragen statt vieler Schubladen

Wenn die Schubladen also in der Praxis verschwimmen, wie findest du dann das Richtige?

Am Ende läuft es auf zwei entscheidende Haltungsfragen hinaus, die dir helfen, die richtige Wahl für dein System zu treffen:

1) Wo suchen wir die Lösung?

  • Suchen wir sie außerhalb? Brauchen wir Expertenwissen, das uns fehlt? Dann suche einen Berater, Trainer oder Dozenten. Sie bringen Inhalt und Wissen von außen in dein System.
  • Glauben wir, dass die Lösung und das Wissen bereits innerhalb (im Team, in dir selbst) vorhanden ist, aber blockiert oder verborgen ist? Dann brauchst du einen Coach, Facilitator oder Moderator. Diese helfen inneres Wissen und Lösungen freizulegen.

2) Wer trägt die Verantwortung für das Ergebnis?

  • Willst du eine fertige Lösung, für deren Richtigkeit der Experte geradesteht? Das ist der Berater. (Achtung: Manchmal passt die Lösung nicht zu der Herausforderung)
  • Oder bist du oder ist dein Team bereit, die volle Verantwortung für die erarbeitete Lösung selbst zu tragen? Das ist die Domäne von Coaching und Facilitation. (Hier wird mit vorhandenen Kompetenzen und Ressourcen gearbeitet).

Wenn du diese beiden Fragen für dich beantwortest, hältst du den wahren Kompass in der Hand, ganz egal, wie das Etikett auf dem Werkzeugkasten am Ende lautet.